Protokoll der Biogasrunde

Datum: 14. August 2024
Ort: Gasthaus Seidenfus, Munzingen

Karl-Heinz Bachmann
MEBA Biogas
Andreas Tschugg
APT Allgäuer Pumpen
Volker Staffendt
Baur Folien Service
Leo van Bree
Biogas-Fond

Teilnehmer:

  • Josef Lausch, MdL FW, Energiepolitischer Sprecher der Landtagsfraktion
  • Karl-Heinz Bachmann, Geschäftsführer MEBA Biogas und BioG Biogas
  • Leo van Bree, CEO Biogas-Fond, Geschäftsführer MEBA Biogas und BioG Biogas
  • Andreas Tschugg, Vertrieb APT Allgäuer Pumpen
  • Volker Staffendt, Vertrieb Baur Folien Service
  • Martin Grepmeier, Geschäftsführer AWITE Bioenergie
  • Rainer Weng, BGA Alerheim, Regionalsprecher Nordschwaben
  • Oliver Wiedemann, BGA Vöhringen, Regionalsprecher Südschwaben
  • Alfred Luderschmid, BGA Hagau, Mitglied der IHK
  • Markus Metzger, BGA Wallerstein und Transportunternehmer
  • Anton Abele, BGA Tannhausen
  • Helmut Seidenfus, BGA Munzingen

Tagesordnungspunkt: Warum braucht Biogas eine Zukunft?

  • Biogastechnologie als Schlüsselindustrie:
    Die Biogastechnologie wurde maßgeblich in Deutschland und Österreich entwickelt. Heute existieren über 9.000 Biogasanlagen in Deutschland. Jedoch soll es nun keine Zukunft/Perspektiven mehr für Biogasbetreiber und Technologie-Produzenten geben.
  • Internationale Konkurrenz:
    Während Indien bis 2026 mindestens 5.000 Biogasanlagen plant und baut, droht Deutschland seine Führungsrolle zu verlieren, was zu einem erheblichen Verlust an Arbeitsplätzen, Steuereinnahmen und Technologietransfer führen könnte. Und das ist nur ein Beispiel.
  • Argumente für eine Zukunft von Biogas in Deutschland:
    • Technologischer Vorsprung:
      Deutschland ist seit über 25 Jahren führend in der Biogastechnologie.
    • Wirtschaftliche Investitionen:
      Mehrere Hunderte Euro an Steuergelder (Subventionen, EEG-Vergütung, BAFA- Zuschüsse) wurden in Biogasanlagen investiert. Die Anlagen existieren bereits und können dadurch zu fairen Konditionen produzieren.
    • Ungenutzte Biomasse: Es gibt weiterhin mehrere Mengen an ungenutzter Biomasse in Deutschland (Feldrestfrüchte, Straßenbegleitgrün, überlagerte Lebensmittel, …)
    • Regionale Bedeutung: In Bayern allein gibt es 2.900 Biogasanlagen, von denen viele Existenzen abhängig sind. Rund 600 Zulieferbetriebe und 30.000 Arbeitsplätze sind gefährdet. Diese Betriebe können schon heute und kostengünstiger produzieren als jedes neu zu erbauende Ersatzkraftwerk.
    • Wärmenutzung in Bayern: Derzeit ist die Wärmenutzung von schätzungsweise mindestens 50.000 Haushalten in Bayern gefährdet.
    • Dezentrale Energieproduktion: Die Energie wird vor Ort dezentral produziert, wodurch Abhängigkeiten minimiert und kurze Versorgungswege gewährleistet werden.
    • Versorgungssicherheit: Biogasanlagen sichern die dezentrale Energieproduktion und tragen zur Aufrechterhaltung der Kulturlandschaft bei.
    • Verbleib der Gewinne im Inland: Die Gewinne aus der Biogasproduktion bleiben im Inland und werden nicht ins Ausland verschoben.
    • Energieunabhängigkeit: Biogas ist ein essenzieller Bestandteil des Energiemixes zur Überbrückung von Dunkelflauten. Zudem geht es um regionale Betriebe, die 24/7 flexibel liefern können.

Erforderliche Rahmenbedingungen für Biogas in Deutschland schaffen:

Damit Biogas in Deutschland weiterhin existieren kann, muss die Bundesregierung das Biomasseausschreibungsvolumen auf mindestens 1.200 MW und den Flexibilitätszuschlag auf 120 €/kW erhöhen. Aktuell ist das Ausschreibungsvolumen so gering, dass zwei von drei Biogasbetreibern leer ausgehen. Ohne diese Anpassungen verlieren die 20-jährigen Investitionen im Rahmen des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) an Wert, da den Biogasbetreibern die notwendigen Perspektiven fehlen.

Es braucht eine Änderung der Bewertungsgrundlage: Die Bemessungsleistung sollte anstelle der installierten Leistung als Basis für das Ausschreibungsvolumen herangezogen werden. Dies ist wichtig, da eine höhere installierte Leistung mehr Flexibilität in Dunkelflauten ermöglicht.

Erforderliche Rahmenbedingungen für Biogas in Deutschland schaffen:

Damit Biogas in Deutschland weiterhin existieren kann, muss die Bundesregierung das Biomasseausschreibungsvolumen auf mindestens 1.200 MW und den Flexibilitätszuschlag auf 120 €/kW erhöhen. Aktuell ist das Ausschreibungsvolumen so gering, dass zwei von drei Biogasbetreibern leer ausgehen. Ohne diese Anpassungen verlieren die 20-jährigen Investitionen im Rahmen des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) an Wert, da den Biogasbetreibern die notwendigen Perspektiven fehlen.

Es braucht eine Änderung der Bewertungsgrundlage: Die Bemessungsleistung sollte anstelle der installierten Leistung als Basis für das Ausschreibungsvolumen herangezogen werden. Dies ist wichtig, da eine höhere installierte Leistung mehr Flexibilität in Dunkelflauten ermöglicht.

Problematik:

  • Fehlende Planungssicherheit:
    Biogasbetreiber haben derzeit keine Planungssicherheit, was zu einem Mangel an langfristigen Perspektiven führt. Ohne eine Erhöhung des Ausschreibungsvolumens lohnt es sich nicht mehr, in den Biogassektor zu investieren. Es stellt sich die Frage, warum die nächste Generation überhaupt noch Interesse daran haben sollte, den Biogasbetrieb und möglicherweise auch die Landwirtschaft weiterzuführen.

  • Ersatz durch importiertes Fracking-Gas:
    Der verstärkte Einsatz von importiertem Fracking-Gas als Ersatz für heimisches CO₂-neutrales Biogas ist ein zentraler Faktor in der aktuellen Energiebilanz der Kraftwerksstrategie. Diese Vorgehensweise wird politisch und finanziell stark gefördert und führt zu einer zunehmenden Abhängigkeit vom Ausland.

  • Politische Fokussierung auf Elektrifizierung:
    Das Bundeskabinett plant langfristig eine umfassende Elektrifizierung. Dabei stellt sich jedoch die Frage, wie flexibler Strom ohne zusätzlichen CO2-Ausstoß erzeugt werden kann. Die fehlenden Zukunftsperspektiven im Biogassektor führen bereits jetzt zur Abschaltung bestehender Wärmenetze, was die Abnehmer kurzfristig dazu zwingt, alternative und oft kostenintensive Wärmelösungen zu suchen.

Lösungsansätze:

Kurzfristige Maßnahmen:

  • Politischer Druck auf allen Ebenen:
    Auf kommunaler, regionaler und Landesebene muss gezielt politischer Druck ausgeübt werden, um die Konsequenzen der aktuellen Bundesenergiepolitik auf die Energiesicherheit und Arbeitsplätze klar zu machen.

  • Proaktives Marketing durch den Biogas Fachverband:
    Der Biogas Fachverband sollte eine proaktive Marketingstrategie entwickeln, um die Vorteile von Biogas für die Bevölkerung, die Politik und die Energiewirtschaft deutlich hervorzuheben.

  • Positive Medienpräsenz:
    Es ist notwendig, über alle verfügbaren Medienkanäle positiv präsent zu sein, um die Öffentlichkeit objektiv über die Biogasbranche zu informieren und deren Bedeutung zu verdeutlichen.

  • Hervorhebung der Vorteile für Wärmenutzer:
    Es ist von entscheidender Bedeutung, die Vorteile von Biogas, insbesondere für Wärmenutzer, hervorzuheben. Dabei sollte betont werden, dass diese Nutzer keinen privaten finanziellen Vorteil daraus ziehen, sondern einen gesellschaftlichen Beitrag leisten.

  • Flexibilität und Kostenersparnis von Biogasanlagen:
    Es muss gezeigt werden, dass Biogasanlagen in der Lage sind, flexibel Strom, Wärme und grünen Erdgasersatz zu geringen Kosten zu produzieren, ohne von externen Faktoren wie Wind, Sonne, Netzkapazitäten oder Ausland abhängig zu sein.

Mittel- und langfristige Ziele:

  • Durchbrechen der politischen Ignoranz:
    Viele Biogasbetreiber haben den Eindruck, dass Landtagsabgeordnete in Berlin nicht ausreichend gehört werden und, dass Bundeswirtschaftsminister als unzugänglich wahrgenommen werden. Die Biogasbranche muss Strategien entwickeln, um diese Situation zu durchbrechen und Gehör auf höchster politischer Ebene zu finden.

  • Klarere Darstellung der Biogasvorteile:
    Der Biogas Fachverband muss die Vorteile von Biogas noch deutlicher kommunizieren, um die Politik davon zu überzeugen, dass der langfristige Einsatz von Biogas der richtige Weg zur Bewältigung der Energieherausforderungen ist.

  • Gesetzliche Sicherung der Zukunftsperspektive:
    Die Biogasbranche sollte auf positive politische Unterstützung hinarbeiten, die in der Gesetzgebung verankert wird und eine unwiderrufliche Gewährleistung der Zukunftsperspektive für Biogasbetreiber sicherstellt.

  • Fokus auf alternative Biomassequellen:
    Mehr Aufmerksamkeit sollte auf die Nutzung von Feldreststoffen, Feldfrüchten der zweiten Generation und Bioabfällen gelegt werden, um die Rohstoffbasis für Biogasanlagen zu erweitern und nachhaltiger zu gestalten.

  • Intensivierter Austausch mit allen Beteiligten:
    Der Dialog mit allen relevanten Akteuren, darunter Bevölkerung, Politik, Energieunternehmen, Agora Energiewende, Umweltbundesamt, BNetzA und anderen, muss intensiviert werden, um ein gemeinsames Verständnis und eine abgestimmte Vorgehensweise für die Zukunft der Biogasbranche zu fördern.

Die Rolle der Biogasbranche:

Die Biogasbranche stellt nicht nur Forderungen, sondern ist auch bereit, aktiv ihren Beitrag für eine verbesserte Kommunikation und die Entwicklung gemeinsamer Lösungen in der Energiepolitik zu leisten. Statt lediglich Forderungen zu stellen, fokussiert sich die Branche darauf, die Energiepolitik zu fördern und positiv mitzugestalten. Allerdings benötigt die Biogasbranche dafür die passenden Rahmenbedingungen, die eine wirtschaftliche Produktion ermöglichen und sichern.

Beispiele und Argumente:

  • Hohe Flexibilität und faire Vergütung:
    Die Biogasbranche bietet eine hohe Flexibilität in der Energieversorgung, die im Austausch gegen eine faire Vergütung und klare Zukunftsperspektiven realisiert werden kann.
  • Versorgungssicherheit und Ausschreibungsvolumen:
    Die Gewährleistung der Versorgungssicherheit erfordert ein entsprechend hohes Ausschreibungsvolumen, das den Bedürfnissen und Potenzialen der Biogasbranche gerecht wird.
  • Günstige und flexible Energieversorgung:
    Im Vergleich zu neu zu bauenden und kostenintensiven Erdgaskraftwerken, die oft nur eine geringe Auslastung haben und einen hohen CO2-Ausstoß verursachen, kann die Biogasbranche günstigere Energie liefern. Biogasanlagen sind in der Lage, dezentral und flexibel Energie bereitzustellen.
  • Ganzjährige Produktion:
    Im Gegensatz zu Photovoltaik (PV) können Biogasanlagen auch im Winter zuverlässig Strom, Wärme und Erdgasersatz produzieren.
  • Notwendigkeit klarer Kommunikation:
    Die Biogasbranche und der Biogas Fachverband müssen der Politik unmissverständlich klar machen, dass Biogas eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der aktuellen energiepolitischen Herausforderungen spielen kann.
  • Wichtiger Baustein der Energieversorgung:
    Biogas ist der richtige Weg, um eine stabile, nachhaltige und flexible Energieversorgung sicherzustellen. Schon heute deckt Biogas über 5% der gesamten Energieversorgung in Deutschland und dabei auch einen Teil der Dunkelflaute. Biogas ist und bleibt zuverlässig. Biogasbetreiber sind hochflexibel und können noch mehr, wenn man sie lässt.

Ende des Protokolls
Verfasser: MEBA Biogas GmbH, KHB
Datum: August 2024